Euronat

Das Familienparadies für den Urlaub

 
Euronat, Aug. 2006

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Euronat

Private Ferienhäuser in und um Euronat

Ein Dorf, das die ganze Welt umfasst An einem sonnigen Vormittag spaziere ich durch das Dorf und spüre den leichten Wind vom Meer. Die Luft hat sich schon erwärmt und fühlt sich auf der Haut wie Samt an. In Südamerika bin ich losgelaufen, dann über das Baskenland nach Europa eingewandert. Über die Avenue de la France und die Avenue de l’Allemagne bin ich inzwischen nach Italien gelangt, vorbei an Portugal, Spanien, Griechenland und der Schweiz. Und einige Schritte weiter bin ich schon am Zugang nach Asien.

Hier sehe ich linker Hand "Afghanistan" angeschrieben. Kann ich es wagen, da hindurchzugehen? Ich bin nämlich, wie es in einem Naturistencamp möglich, wenn auch nicht vorgeschrieben ist, ganz ohne Kleidung unterwegs. Doch eine Familie, die auf der Terrasse des zweiten afghanischen Hauses ein textilfreies Sonnenbad nimmt, zeigt mir, dass hier nicht mit radikalen Taliban zu rechnen ist, die mit Feuer und Schwert für die Unterdrückung und Verhüllung des Körpers kämpfen. Also passiere ich Afghanistan völlig unbehelligt und lasse es mir danach auch nicht nehmen, barfuß durch Sibirien zu laufen.

Ich finde, es war eine wunderbare Idee der Gründer von Euronat, wenigstens in der Welt des Naturismus die Völker zu einigen. Jeder Bezirk des Feriendorfs ist nach einem Erdteil benannt, jede Straße nach einem Land. Und Regionen, die schon jahrzehntelang für ihre Eigenständigkeit kämpfen, bekommen sie ganz unbürokratisch, wie das Baskenland, durch das ich vorhin spaziert bin.

 

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Die Suche nach dem echten Naturisten Die Feriengäste kommen aus Frankreich und allen seinen Nachbarländern, auch aus Holland, England und Irland, und verbringen ihre Zeit friedlich und unbeschwert miteinander. Das ist eine der schönsten Früchte, die die Idee des Naturismus trägt, wie sie vor einigen Jahrzehnten formuliert wurde:

"Naturismus ist eine Lebensart in Harmonie mit der Natur. Sie kommt zum Ausdruck in der gemeinschaftlichen Nacktheit, verbunden mit Selbstachtung sowie Respektierung der Andersdenkenden und der Umwelt."

Weniger harmonisch sind die Diskussionen in den FKK-Foren im Internet, wenn an trüben Wintertagen mit großem Ernst der Frage nachgegangen wird, was ein echter Naturist ist. Doch jetzt im Sommer will ich mir das in der Realität anschauen. Also lenke ich meine Schritte von Sibirien zum Zentrum des Feriendorfs. Ich komme vorbei an Tennisplätzen, Volleyballfeldern  und dem Wellnesszentrum, wo Leute Aerobic üben, doch die meisten treiben ihren Sport in Sportkleidung. In das Schwimmbad lässt das Personal keine bekleideten Menschen ein, anderswo in Euronat ist das Tragen von Sport- und Freizeitkleidung eine akzeptierte Alternative. Man entkleidet sich, wenn es das eigene Wohlbefinden fördert und muss weder über Kleidung, noch über deren Nichtbenutzung Rechenschaft ablegen. (Badehosen und Bikinis gelten für Naturisten nicht als Kleidung, sondern einfach nur als überflüssig.)

Im Zentrum angelangt, sehe ich mehr oder weniger bekleidete und auch nackte Menschen. Ein braungebranntes blondes Mädel, barfuß auf dem Fahrrad mit einem blauen Batiktuch um die Hüften, sieht zwar bildschön aus, würde aber wegen dieser textilen Verzierung nicht als echte Naturistin durchgehen, jedenfalls nicht vor den strengen Blicken der FKK-Ideologen im Internet. Einige Nackte, die an der Fleischtheke anstehen oder im Eingang des Weinladens verschwinden, scheiden ebenfalls aus, denn echte Naturisten im klassischen Sinn sollen ja alkoholfrei und vegetarisch leben. Manche Leute sind intimrasiert, andere nicht, und man hat sich in den Internetforen trotz hitzigster Diskussionen nicht einigen können, ob nun die glatten oder die mit dem Urwald unten herum die echten Naturisten sind. Mir ist das ziemlich egal, weil mich die Genitalregion anderer Menschen nicht sonderlich interessiert. Also finde ich es nicht verkehrt, wenn diese ein wenig durch natürlichen Haarwuchs verschleiert wird. Aber streiten würde ich mich um dieses Thema nie und nimmer!

Dafür habe ich den persönlichen Spleen, dass Naturisten unbedingt barfuß laufen sollten. Aber alle, die ich hier textilfrei wandeln sehe, schlurfen mit irgendwelchen Latschen durch die Gegend. Bestenfalls mit Flipflops, die mir eigentlich ganz gut gefallen, weil sie die natürliche Eleganz der Füße betonen. Und schlimmstenfall mit den in der Seniorensauna gebräuchlichen Plastikschlappen -- oder mit diesen angeblich sehr bequemen, aber unsäglich plump wirkenden Crocs. Endlich sehe ich einen jüngeren Mann "barfuß bis zum Hals" dasitzen. Aber in der Hand hält er eine Zigarette. Also wieder Fehlanzeige, denn eine echter Naturist soll doch kein Nikotin konsumieren!

Bin ich vielleicht selbst der einzige "echte Naturist"? Ich habe wenigstens heute noch kein Fleisch gegessen und noch nichts von dem guten Bordeauxwein getrunken. Ich bin Nichtraucher, habe kein Tuch um die Hüften und keine Schlappen an den Füßen. Ich schaue an mir herunter, die nahtlose Bräune sieht doch gut aus, sogar mein Bauch vom letzten Winter ist ein wenig kleiner geworden. Doch dann fällt mein Blick auf das linke Handgelenk, da sehe ich die neue Funkuhr, die mich sekundengenau mit dem Zeittakt des globalen Kapitalismus vernetzt. Das passt ja nun auch nicht wirklich nicht zum Naturismus.....

 

 

 

Bilder vom Strand:

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Naturismus ist vielseitig Der Versuch, den Naturismus anhand von Klischeevorstellungen zu verstehen, schlägt also gründlich fehl. Zu groß sind offenbar die Gegensätze von Theorie und Praxis. Im Weitergehen stelle ich dann fest, dass sich die Gäste von Euronat auf ganz andere Weise auszeichnen -- nämlich durch ihre Vielseitigkeit.

Ich treffe auf eine Gruppe Leute, die im Halbkreis sitzen. Jeder hat eine Staffelei oder einen Zeichenblock vor sich, im Mittelpunkt posieren zwei Aktmodelle, Mutter und Tochter. Und die Leute -- junge, alte und auch Kinder, sind eifrig ins Zeichnen vertieft. Es sind Anfänger am Werk und auch Könner, die vielseitige Techniken anwenden und beherrschen. Ein großer Bereich des Feriendorfs ist der "animation artisanale", also kunsthandwerklichen Aktivitäten gewidmet. Töpferei, Textilmalerei, Basteln von Drachen und Bumerangs beschäftigt Kinder wie Erwachsene, und man kann sogar unter fachkundiger Anleitung Skulpturen meißeln.

Aus einem Raum höre ich rauschende Klavierklänge. Ein junger Mann, der auch am Abend den Kammermusikkreis organisiert, übt gerade eine Etüde von Chopin. Zum Musizieren und auch zum gemeinsamen Singen kommen hier Weltklassekünstler mit Studenten und Amateurmusikern zusammen und finden immer interessierte Zuhörer.

Inzwischen hat eine Gruppe die glatte Fläche des Freiluftschachs für ihren orientalischen Tanz aufgesucht und fordert die Passanten zum Mitmachen auf. Doch ich will nach so viel Kultur auch das Strandleben nicht zu kurz kommen lassen. Auf dem Weg Richtung Strand komme ich am "Theatre de Verdure" vorbei, am Theater im Grünen. Dort sind gerade die Liebhaber des Freien Tanzes nach Malkovsky aktiv. Hier wird diese Form tänzerischen Ausdrucks, die ganz auf natürlichen Bewegungsabläufen beruht, wirklich völlig frei praktiziert -- nämlich ganz ohne Schuhe und Textilien. Männer und Frauen freuen sich gleichermaßen, diese elegante Art der Bewegung zu erlernen, die so hervorragend zum Naturismus passt.

 

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Naturismus ist freies Leben für Jung und Alt Die Realität ist, dass man keinerlei Ideologie braucht, um einen Naturismusurlaub zu genießen! Man erlebt einfach ein ganz freies Körpergefühl und genießt es gemeinsam mit anderen Menschen, die das genauso positiv empfinden. Also gehe ich zu unserem Ferienhäuschen und lege die Funkuhr ganz hinten in die Nachttischschublade. So kappe ich für heute und die nächsten Tage meine Verbindung zum Zeitakt der Globalisierung, nach dessen Abläufen sich sonst mein Alltag richtet. Genauso schlage ich mir aber auch alle diese zwanghaften Reglements aus dem Kopf, die sich weltfremde Freaks für den Naturismus ausgedacht hat.

Ich genieße es einfach, dass ich jederzeit die freie Wahl habe, nackt oder gekleidet herumzulaufen, wobei ersteres deutlich überwiegt. Und mir macht es Spaß, unter Leuten zu sein, die wenigsten in der Urlaubszeit ein so wunderbar normales Leben in seiner ganzen Vielfalt genießen! Ich freue mich über die Kinder, die am Strand im Sand buddeln und in den Wellen hüpfen, über die Eltern, die viel Zeit und Liebe für die Kinder haben, über die vielen naturverbundenen Freizeitsportler und -Künstler, über die vielen Nationalitäten, die sich friedlich das weiträumige Gelände von Euronat teilen.

Hier habe ich erlebt, wie meine eigenen Kinder an Leib und Seele groß geworden sind. Und ich hoffe, dass ich irgendwann Enkelkinder haben werde, mit denen ich nochmals die schöne Zeit eines familiären Naturismus verbringen kann. Denn die "Lebensart in Harmonie mit der Natur" ist für mich Grundbedingung für ein lebenswertes Dasein, und sie soll es noch für viele Generationen nach mir sein!
 

Fortsetzung: Euronat,  2007 - 2010

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