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Zur Ergänzung des Informationsangebots ist hier ein Artikel aus der Zeitschrift ELTERN von 1967 archiviert: 

Nacktbaden macht Spaß

(Warum haben so viele Leute etwas dagegen, wenn kleine Kinder keine Badehose tragen)

Ein Bericht von Klaus Verch, Dozent am Institut für Lehrerfortbildung in Hamburg

 

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Ob an der Nordsee oder an der Ostsee, ob an einem See in den Alpen oder in einer Badeanstalt -- für Eltern gibt es jedes Jahr das gleiche Problem: Wie sollen die Kinder baden gehen -- mit oder ohne Hose? Mütter und Väter befürchten, dass ihre Kinder, wenn sie "unten ohne" herumlaufen, die Strandnachbarn verärgern. Oder -- noch schlimmer, dass sie sich einen Streit mit dem Strandwärter oder Bademeister einhandeln. In diesem Bericht finden Sie Ratschläge, wie Sie sich am besten verhalten, damit Ihnen niemand die Ferienlaune verderben kann. Und ein Fachmann erzählt Ihnen etwas darüber, warum manche Leute nackte Kinde am Strand noch immer "unanständig" finden.

Ein Beispiel von vielen: Das Ehepaar Sch. aus Hanau verlebte mit seiner fünfjährigen Tochter Ulrike den Urlaub an der Nordsee. Wie sie es von zu Hause gewohnt war, zog sich Ulrike nackt aus und stürmte ins Wasser. Sie war an diesem Strandabschnitt das einzige Kind, das ohne Badehose herumlief. Sie bemerkte es nicht -- bemerkt aber hatten es die Nachbarn in den anderen Strandkörben, die teilweise entsetzt das "große" nackte Mädchen betrachteten. Bemerkt hatte es auch der Strandwärter. Er wies die Eltern darauf hin, dass Kinder über zwei Jahren an diesem Strandabschnitt nicht ohne Badehose am Strand herumlaufen dürfen. So steht es in der Badeordnung. Außerdem fügte er hinzu, sei doch ein solches Verhalten schamlos und störe viel Erwachsene.

Naturismus mit FamilieHeißt das etwa, dass sich ein fünfjähriges Kind schämen muss, nur weil es nackt badet? Bestimmt nicht. Es gibt keine Scham, die angeboren ist. Jedes Schamgefühl wird dem Kind in irgendeiner Form anerzogen -- abhängig von den Maßstäben der Gesellschaft. Es ist nicht auf das Nacktsein allein bezogen. Beispiel: das Lügen. Wenn jemand bei einer Lüge ertappt wird, schämt er sich. Gefühle werden bloßgestellt, der Mensch wird verwundbar. Scham bedeutet deshalb auch etwas positives: Schutz der Empfindungen vor Angriffen von außen. Nur: ist es heute überhaupt noch angebracht, "Nacktsein" mit "sich schämen" zu verbinden?

Jeder Mensch ist ein sexuelles Wesen. ELTERN-Leser wissen längst, dass sich sein Lusterlebnis zum Teil aus der Funktion seiner Geschlechtsorgane ergibt. Wer diese Körperzone für unanständig erklärt oder sogar für tabu, wertet damit automatisch das Positive, Schöne im Sexualleben ab.

Einige Menschen, die in dieser Tabu-Vorstellung aufgewachsen sind, werden von allem Geschlechtlichen so abgestoßen, dass sich bei ihnen Ekelgefühle entwickeln. Häufig können sie als Sperre auch dann noch bestehen bleiben, wenn die Umwelt eine sexuelle Verbindung von Mann und Frau erlaubt (wie zum Beispiel in der Ehe). Deshalb unterliegen die Geschlechtsorgane bei manchen Menschen immer noch diesem Tabu. Und das ist der Grund, warum Nacktbaden für viele etwas Unanständiges ist.

 

Wie man Kinder auf das Nacktbaden vorbereitet

Mit Kind am StrandVielen Eltern hat man von klein auf beigebracht, dass nackt herumlaufen, nackt baden "pfui" ist. Jetzt erleben sie, wie die Ansichten sich ändern und wollen bei Ihren Kindern nicht den gleichen Fehler machen. Sie lassen ihre Kinder unbefangen und frei aufwachsen. Das Ergebnis ist klar: Ihre Kinder schämen sich nicht, sie sind ganz unbefangen. Und diese Unbefangenheit müssen die Eltern auf alle Fälle erhalten. Wenn das Kind in der Wohnung zum Beispiel nackt spielen will, sollten Sie es nicht daran hindern, (Wenn es zu kalt dazu ist, zieht sich das Kind von selbst wieder an.)

Kinder können ihre Unbefangenheit dem eigenen Körper gegenüber aber nur behalten, wenn die Eltern selbst diese Einstellung haben: Sie dürfen ihre Kinder nicht aus dem Badezimmer oder aus dem Schlafzimmer schicken, nur weil sie sich gerade selbst umziehen.

Ein zweiter natürlicher Schritt, die natürliche Einstellung zur Nacktheit zu fördern: mit den Kindern zusammen baden. Warum soll ein kleines Mädchen dem Vater oder ein kleiner Junge der Mutter in der Badewanne nicht den Rücken waschen? Kinder werden davon nicht etwas schockiert, wie häufig behauptet wird. Vaters Penis muss ja im Vergleich zu Peters viel größer sein, denn Vater ist insgesamt größer. Und dass die Erwachsenen Haare am Körper und sogar an den Geschlechtsorganen haben, ist solchen Kindern nichts Neues.

 

Warum Kinder nackt baden sollten

Diese "natürliche Erziehung" ist für viele Eltern kein Problem, weil sie sich in der Abgeschlossenheit der Wohnung in der Familie abspielt. Schwieriger wird es -- wie schon gesagt -- wenn die Eltern in der Öffentlichkeit, im Planschbecken der Badeanstalt oder am Strand vor dem Problem stehen, ob sie ihren Sohn oder ihre Tochter nackt herumlaufen lassen sollen.

Hier sind die Gründe, die dafür sprechen, Kinder auf alle Fälle bis zum 6. Lebensjahr nackt baden zu lassen:

  1. Dem Kind bleibt hierdurch die Unbefangenheit auch in einer größeren Gruppe (nicht nur in der Familie) erhalten.
  2. Dem Kind ist es unangenehm, wenn die nasse Badehose am Körper klebt. Kinder schwimmen nicht wie Erwachsene. Sie laufen ins Wasser oder spielen am Strand oder hocken am Beckenrand, oft mit dem Po im Wasser. Es nützt gar nichts, dem Kind ein Spielhöschen anzuziehen, das doch sofort nass würde und dann genauso gesundheitsschädlich wäre wie die nasse Badehose. Dem Kind aber zu drohen: "Mach dich nicht nass!" wäre eine unverantwortliche Einschränkung seines Spieltriebs.
  3. Das Kind lernt seine Spielkameraden nackt kennen. Das ist besonders wichtig für die sexuelle Entwicklung von Einzelkindern. Aber auch die Kinder, die ihre Geschwister und Eltern nackt kennen, benötigen dieses "Kontakterleben". Sie gewinnen so die Erkenntnis: Die Menschen unterscheiden sich körperlich durch ihre Geschlechtsorgane. Es gibt Jungen und Mädchen, Frauen und Männer. Da Kinder häufiger bekleidet als nackt miteinander spielen, ist diese Einsicht besonders wichtig.

Wie man sich gegen veraltete Badevorschriften wehren kann

Versuchen Sie solange wie möglich, Ihre Erziehungsgrundsätze auch gegen die Ansichten der Strandnachbarn durchzusetzen. Zu einer zeitgemäßen Erziehung gehört eben, dass Kinder ihre Persönlichkeit frei entfalten können -- und dazu gehört eben auch, dass sie nackt baden dürfen.

Wenn Strandvorschriften das Nacktbaden für Kinder über zwei Jahren (in manchen Orten über vier oder sechs Jahren) verbieten, sollten Sie sich das von berufener Seite bestätigen lassen, bevor Ihr Kind die Badehose anziehen muss (das gilt natürlich auch für Badeanstalten oder Hallenbäder, wo es oft nicht aus moralischen, sondern aus hygienischen Gründen verlangt wird). Wenn Sie eine Änderung der Vorschriften für angebracht halten, sollten Sie die Initiative ergreifen und bei der Kurdirektion protestieren.

Wenn Ihre Kinder am Strand eine Badehose anziehen müssen, sagen sie ihnen bitte auch warum: dass sie sonst nicht baden dürften.

Wenn Ihr Kind nicht nackt baden will, kann das auch an anderen Kindern liegen. Ein Beispiel: Ein sechsjähriger Junge kommt plötzlich aus dem Wasser und will eine Badehose anziehen -- obwohl der zu Hause, in der Wohnung und im Garten immer nackt herumläuft. Der Grund: Fast alle Kinder am Strand -- sogar Babys, die gerade laufen gelernt hatten -- tragen eine Badehose, einen Bikini für Kleinkinder (!) oder einen Spielanzug. Von diesen Kindern wurde der Sechsjährige angestarrt und sogar ausgelacht: "Guck mal, ein Nackedei!" Um Ruhe zu haben, verlangt der Junge mit Recht seine Badehose. Außerdem -- auch das ist wichtig -- kann die Badehose Prestigegewinn bedeuten: "Ätsch, wir haben schon eine Badehose und du noch nicht!" Wenn Ihrem Kind das in diesem Urlaub passiert -- geben Sie ihm das ersehnte Stück. Denn nackt baden oder nicht -- die Ferien am Wasser sollen Ihrem Kind Spaß machen.

Heute kann man auch auf ideale Urlaubsmöglichkeiten in familienfreundlichen FKK-Feriendörfern hinweisen, die es 1967 noch nicht gab. Nacktbaden macht auch den Eltern Spaß, wenn es die gemeinsame Auffassung aller Gäste ist und somit nicht zu Konflikten führt.

Abschließend noch die Aussage des Eltern-Artikels zu einigen überflüssigen Ängsten:

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