Es gibt auf der Erde nicht wenige Gegenden, wo Frauen nicht einmal das Recht haben, vor Gericht auszusagen. Auch sexuelle Übergriffe können sie nicht zur Anzeige bringen. Wo Frauen rechtlos sind, gehen sie tief verschleiert. Das ist ihr einziger Schutz vor sexueller Nötigung, die im Endeffekt sogar noch dazu führen kann, dass sie wegen außerehelichen Geschlechtsverkehrs gesteinigt werden.
Doch seitdem bei uns Mann und Frau vor den Gesetz gleich sind, ist die gemeinsame Nacktheit der Naturisten kein Problem. Auch nackten Menschen steht uneingeschränkte Selbstbestimmung über ihren Körper und Schutz vor sexuellen Übergriffen zu. Der Umfang, in dem Männer und Frauen gemeinsam FKK betreiben, ist also ein Gradmesser, wie stark sich die Gleichberechtigung der Frau in einer Gesellschaft durchgesetzt hat:
in der ehemaligen DDR mehr als im heutigen Gesamtdeutschland,
im heutigen Deutschland viel mehr als im Deutschland vor 50 Jahren,
in Europa mehr als in Amerika,
in der christlichen Welt mehr als in der islamischen.
Die Gleichberechtigung von Mann und Frau ist bei uns seit Jahrzehnten Gesetz, seit Jahren auch Praxis in wichtigen Bereichen der Gesellschaft. Heute kommt dieses grundlegende Menschenrecht auch mehr und mehr in den Köpfen der Menschen an und gehört auch untrennbar zum naturistischen Lebensstil. Denn gemeinsame Nacktheit symbolisiert auch die Gleichheit der Menschen!
Eine Gesellschaft, die jeden Menschen einordnen, wenn nicht gar in ein Schema pressen will, tut sich mit alleinstehenden Männern schwer. Deshalb gibt es auch Meinungsunterschiede, ob man sie als Mitglieder in Naturistengemeinschaften akzeptieren kann. Das ist vor allem deshalb schwierig, weil man sich nicht so recht vorstellen kann, wie Singles mit ihrer Sexualität umgehen. Und weil man leider gelegentlich beobachtet, dass sich die Exhibitionisten in manchen inoffiziellen FKK-Bereichen ein wenig zu frei fühlen.
In den letzten Jahren wurde viel Aufklärungsarbeit zum Thema Kindesmissbrauch geleistet. Das war notwendig, gut und richtig. Insbesondere für alleinstehende Männer besteht allerdings nach wie vor das Problem, dass sie als FKK-Anhänger mit einem gewissen Anfangsverdacht leben müssen. Zu sehr spukt in vielen Köpfen das Vorurteil herum, dass sich Männer vornehmlich in sexueller Absicht nackt zeigen würden. Wie viele andere gute und richtige Motive es für FKK gibt, wird oftmals nicht zur Kenntnis genommen.
Es ist nicht fair, alleinstehende Naturisten völlig vom Kontakt mit Frauen und Kindern abzuschneiden. Sie können viel Positives für die Familien tun -- im Naturismus sollte das einen ganz selbstverständlichen Stellenwert haben. Im eigenen Interesse sollten die Singles allerdings nicht direkt auf die Kinder zugehen, sondern mit den Eltern Kontakt aufnehmen. Und um die lauteren Absichten zu unterstreichen, sollten sie vermeiden, mit den Kindern alleine zu sein; dies sollten die Eltern auch nicht zulassen.
Bewusste Sorgfalt im Umgang miteinander ist notwendig, damit in der Naturistengemeinschaft eine Vertrauensbasis entsteht, die es innerhalb der Gesamtgesellschaft nicht gibt. So darf es keine Versuche geben, Kinder aus der verantwortungsvollen Obhut der Familie herauszulösen. Auch Belästigung von Erwachsen ist nicht akzeptabel. Männer müssen sich beim FKK ja nicht unbedingt direkt unterhalb von Frauen hinlegen und dann ihre Stielaugen ausfahren. Solches Verhalten passt überhaupt nicht mehr in die Epoche der Gleichberechtigung. Es muss selbstverständlich sein, dass sich Männer und Frauen "auf Augenhöhe" begegnen. Die in anderen Bereichen des Lebens üblichen Regeln von Anstand und Rücksichtnahme gelten auch unter Nackten.
Auch alleinstehenden Menschen steht es zu, dass man ihnen vorurteilsfrei begegnet und das Recht auf alle positiven Seiten des Naturismus zubilligt. Sportliche, musische, soziale und naturverbundene Aktivitäten dürfen ihre textilfreie Zeit ebenso bereichern wie schöne Kontakte zu anderen Singles, zu Familien, zu Jung und Alt!